Wattritt

Das Wochenende am 26./27. September 2003 haben 11 Reiter aus dem Stall, in dem ich einmal kurzfristig war, und ich mit unseren Pferden einen Ritt von Cuxhaven nach Neuwerk durchs Watt gemacht. Samstag-morgen um 5:30 Uhr (was für eine unchristliche Zeit für ein Wochenende!) haben wir uns alle im Stall ge- troffen, um unser Gepäck (in blauen, mit unserem Gruppennamen beschrifteten Müllsäcken) einzupacken und die Pferde auf 6 Hänger zu verladen. Dann ging es los.

 

Schon mal vorweggenommen: Wir hatten beide Tage Bombenwetter, obwohl es eigentlich regnen sollte.

 

In Cuxhaven angekommen, luden wir die Pferde aus, sattelten sie und starteten gegen 9:00 Uhr. Unser Ge- päck wurde von einem Wattwagen mitgenommen. Als wir am Strand waren, hatte ich das Gefühl, dass die Pferde erst einmal über die Weite gestaunt haben. Sie waren alle besonders aufmerksam. Dann ging es richtig los. Ich war gespannt, wie Nico sich verhält, da er sonst um jede Pfütze einen großen Bogen gemacht hat (hatte da ja so meine Bedenken). Er war super. Keinerlei Scheu vor den Pfützen, er marschierte wie alle anderen auch da durch (durch "normale" Pfützen ging Nico übrigens bis zum Schluss trotzdem nicht). Erst ging es im Schritt los, bis sich alle an die ungewohnte Umgebung gewöhnt hatten. Zwischendurch haben wir einige Trabstrecken eingelegt und ziemlich zum Schluss sind wir auch galoppiert. Kein Pferd ist durchge-gangen oder hat sonst wie rum gezickt. Nico wollte unbedingt nach vorne, was mich wunderte, da er doch sonst lieber am Schluss ging. Am Anfang habe ich noch versucht ihn zurückzuhalten, weil ich eigentlich nicht ganz vorne reiten wollte, da ich dachte, dass er mir dann doch durchgeht. Da mir das aber alles zu anstrengend war, bin ich dann doch mit ihm nach vorne gegangen. Und siehe da, das ging viel besser, als mitten drin zu reiten. Er wollte wohl bloß sehen, wo es hinging. Gegen 11:30 Uhr waren wir dann auf Neuwerk.

 

Wir haben eine schöne große Weide bekommen, auf der unsere Pferde reichlich Platz hatten, um sich gegen-seitig auszuweichen. Die Herdenzusammenstellung ist ja sonst nicht so, wie sie es da war. Es wurde einmal über die Weide getobt und mit Drohgebärden die Rangordnung festgelegt und dann war gut. Es haben sich zwei große Gruppen gebildet. Nico und ein Pony haben sich zwar als kleine Gruppe zusammengetan, aber irgendwie nicht richtig. Sie grasten irgendwie zwischen den beiden Gruppen und wanderten zwischen ihnen hin und her. Sie gehörten also zu keiner Gruppe so richtig dazu.

 

Nachdem wir unsere Pferde gut untergebracht wussten, wir unsere Schlafplätze im Stroh eingerichtet, uns umgezogen und Mittag gegessen hatten, sind wir mit Pferdedecken bewaffnet auf den Deich gegangen. Dort haben wir uns dann in die Sonne gelegt, gefaulenzt und Sekt getrunken. Einige (auch ich) haben zwischen- durch mal ein halbes Stündchen geschlafen. Das war richtig erholsam, mal gar nichts zu tun. Ich habe das richtig genossen, mal meine Ruhe zu haben. Zwischendurch sind einige ein wenig spazieren gegangen, um nach den Pferden zu sehen und einige haben gemütlich Kaffee getrunken. Abends haben wir dann noch von unseren mitgebrachten Sachen (Brötchen, Frikadellen, Kartoffel- und Krautsalat usw.) gegessen. Gegen 21:30 Uhr sind wir dann schlafen gegangen.

 

Am nächsten Morgen war ich schon um 5:45 Uhr wieder wach und bin aufgestanden. Danach (die anderen schliefen alle noch) ging ich nach den Pferden sehen. Auf dem Weg dorthin kamen mir schon die Leute mit den Wagenpferden entgegen. Unsere Pferde standen in einer großen Gruppe ganz ruhig zusammen am Weidetor. Schade, dass es noch dunkel war, denn das wäre ein Foto wert gewesen. Als ich wieder zurück war, krochen die anderen so nach und nach aus ihren Schlafsäcken (einige mit dickem Schädel).

 

Um 7:30 Uhr gab es Frühstück. Unser Gepäck musste um 7:40 Uhr bereitstehen, da die Wattwagen schon eher losfuhren, um noch andere Leute aus der Umgegend aufzusammeln. Nach dem Frühstück haben wir dann unsere Pferde geholt, gefüttert und geputzt. Um 9:00 sind wir dann los geritten. Die Sonne schien wie bestellt. Der einzige Nachteil war, dass sie einem direkt ins Gesicht schien und man daher geblendet wurde (vor allem durch die Spiegelung im Wasser).

 

Diesmal bin ich mit Nico gleich vorne mit geritten und er ist wieder super gut gegangen. Auf dem Rückweg haben wir mehrere Galoppstrecken zurückgelegt. Ich wusste gar nicht, dass Nico so schnell sein kann. Das war so: Eine Reiterin hat eine Traberstute, die sie nicht in den Galopp bekam. Die Stute trabte natürlich recht schnell, sodass die arme Frau reichlich durchgeschüttelt wurde. Erst als sie von ihrer Tochter eine Gerte bekam ging es. Sie sollte dann auch vorne weg reiten. Ich war ca. 8 m hinter den beiden. Als wir dann galoppierten, flog Nico nur so dahin und hätte sie wohl auch überholt, wenn wir nicht wegen Fußgängern und Wattwagen durchparieren mussten. Über seine Schnelligkeit staunte nicht nur ich. Also, ich hätte noch länger so galoppieren können. Es war einfach herrlich. Für den Rückweg zum Parkplatz haben wir dann eine Stunde gebraucht.

 

Mittags um ca. 12:30 Uhr waren wir wieder im Stall. Ich habe Nico auf den Reitplatz gestellt und Wiebke aus der Box geholt (sie war das Wochenende über im Stall, weil sie sonst allein auf der Weide gewesen wäre) und dazu gestellt. Sie rannte auch gleich zu ihm hin („Hallo, da bist du ja endlich“). Alle Pferde, die ihr im Weg waren, wurden weggescheucht. Sie ließ auch keinen an ihn ran. Wir haben dann alle unsere Sättel und Trensen gewaschen und zum Trocknen in die Sonne gehängt. Da noch so viel Essen übriggeblieben ist, haben wir uns noch gemütlich zusammengesetzt und gegessen. Danach habe ich meine Sachen ins Auto gepackt, Nico den Sand aus dem Fell geputzt, die Hufe ausgekratzt (die durch die Muscheln ganz schön ausgebrochen waren – Hufschmied war dringend fällig) und ihm die Beine abgespritzt. Er wollte immer mit dem Wasser spielen und deshalb habe ich ihm den Wasserstrahl spaßeshalber ans Maul gehalten. Er hat seine Nase richtig unter das Wasser gehalten und auch etwas aus dem Schlauch getrunken. Hätte nie ge- dacht, dass er das macht und es sah witzig aus. Schließlich haben ein Stallkollege und ich Nico und Wiebke verladen und zu unserer Weide gebracht.

 

Um 15:00 Uhr war ich dann zu Hause. Dort wurde ich von meinem Sohn Daniel (damals 8 Jahre alt) stürmisch begrüßt. Am Abend habe ich dann noch Sattel und Trense ordentlich gefettet. Um 21:00 Uhr bin ich dann todmüde, aber glücklich ins Bett gefallen. Montagmorgen bin ich dann vor Muskelkater kaum aus dem Bett gekommen. Außerdem tat mir der Hintern weh. Von diesem Ritt hatte ich noch ein paar Tage etwas. Das war ein tolles Erlebnis und so einen Ritt würde ich jederzeit wieder mitmachen.